07 November, 2015

Das Leben als Teilzeitmami - ehrliche Worte

Eines dieser Dinge, die eine Trennung vom Kindsvater mit sich bringt ist die Tatsache, dass die Kinderzeit aufgeteilt wird.
Ich muss vorweg bereits sagen, dass die Kindsache bei uns hervorragend geregelt ist!
Keiner hat das Gefühl, dass einem etwas weggenommen wird, wenn das Zuckermädchen beim jeweiligen Expartner ist. Es kommt niemand zu kurz. Weder er, noch ich, noch sie.  Das war uns bei unserer Trennung das wichtigste Anliegen. Das Zuckermädchen soll völlig beschwerdefrei und glücklich durch die anfänglich komplizierte Zeit wandern. Sie soll keine Manipulation, keine falschen Wahrheiten, keine Streitereien und keine Traurigkeiten durch uns erfahren.


Das Mädchen ist gerne bei ihrem Papa! Sie ist gerne bei mir! Ich freu mich mit ihr zusammen, wenn endlich wieder Papatag oder Papawochenende ist. Er freut sich mit ihr, wenn sie nach dem Wochenende wieder nach Hause darf. Wir sind nicht neidisch, wenn der jeweils andere mit ihr etwas Schönes erlebt hat und man selbst am Vortag "nur" ein Brettspiel mit ihr gespielt hat. Wir freuen uns mit ihr über das Erlebte und lassen uns haarklein alles erzählen und schauen dabei in ihre strahlenden Augen.

Wir versuchen auch uns auch bestmöglich über ihre Launen, Interessen und Erlebnisse auf dem Laufenden zu halten. Eine kurze Nachricht á la "Wir waren heute auf dem Spielplatz, das Zuckermädchen hat Sandvorräte für die nächsten zwei Wochen mitgebracht und geht gleich erst mal in die Badewanne.", tut niemanden weh... tatsächlich tut sie dem Expartner sogar gut und erleichtert das getrennte Zusammen-Getrenntsein ungemein.




Dennoch vermisse ich sie natürlich, wenn sie nicht da ist! Manchmal geht es, manchmal schmerzt es tierisch...

Es ist verrückt: An meinen zuckerfreien Tagen sehe ich, wie andere, fremde Mütter beim Supermarkt auf dem Mutter-mit-Kind-Parkplatz parken und mit ihren Kids aussteigen. Ich sehe wie sie merklich gestresst gleichzeitg die Kids von der Straße fernhalten, das Auto abschließen, die Pfandflaschen einpacken, den Einkaufszettel suchen, die Handtasche zwischen den Zähnen halten....
Und dann überkommt mich der unhaltbare Drang mich dazu zu stellen! Direkt neben der gestressten Mama zu parken, aufgeregt auf meinen Kindersitz im Auto zu zeigen und sagen: „Guck… ich bin eine von euch! Ich mach das sonst auch so wie ihr! Nur heute nicht!“

Manchmal schnalle ich einfach den Kindersitz auf mein Fahrrad. Obwohl ich ihn nicht brauche und er tierisch nervt auf meinem Mountainbike.

Machmal stehe ich beim Drogeriemarkt in der Schlange an der Kasse und möchte wild mit der Kinderzahnpasta und dem Glitzerkindershampoo winken, damit jeder sieht, dass ich für das Mädchen einkaufe.

Manchmal schaue ich mir auf dem Handy ihre Bilder an und streiche ihr dort unbewusst über die Wange... machnmal kommen dabei die Tränen hoch... 

Es ist verrückt. Wenn sie nicht da ist, fehlt mir ein Stück von meiner Selbst!
Ich bin wirklich keine Glucke – ogott! – ich bin keine Übermutter, die sämtlich Ratgeber gelesen hat und ihr Kind in jeder Sekunde überwachen will. Ich bin da eher die Klar-kannst-du-Schere-und-wasserfesten-Filzstift-haben-ich-geh-kurz-duschen-meld-dich-wenn-was-ist-Mama  (und ich bin damit noch nie auf die Nase gefallen *dreimalaufHolzklopf*) Aber irgendwie fühle ich mich in den Tagen in denen sie nicht da ist, und ich alleine einkaufen fahren muss, meines Mutterseins beraubt… es ist, als würde mir ein Arm fehlen, oder ein Bein, oder beide Augen, oder alles zusammen… nur dass niemand dieses Verlust bemerkt, außer mir selbst.

Kennt ihr das?


Lieblingsgrüße

P.S.:
Es nicht immer leicht, aber dennoch genieße ich die zuckerfreie Zeit auch. Und auch das ist wichtig! Denn neben dem Mamasein gibt es ja auch immer noch ein Pängsein und auch das tut mir gut.

20 Kommentare:

  1. Das kommt mir alles sehr bekannt vor. Auch wenn ich mich in einer neuen und viel glücklicheren Ehe befinde und ein weiteres Kind bekommen habe, fehlt mir mein Töchterchen jedes zweite Wochenende soooo unglaublich. Aber diese Sehnsucht ist nicht das Schlimmste. Es sind nur 48 Stunden. Schlimmer sind die Sommerferien, wo sie dann ganze 3 Wochen nicht da ist. Ich werde launisch und melancholisch, weil ich mich einfach nicht komplett fühle. sie ist ein wichtiger Teil von mir und gehört zu mir. Ihr kleiner Bruder fühlt mit. Der wird nach einer Woche zickig und schläft nachts unruhiger.

    Liebe Grüße

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  2. ich hab da ein ganz eigene Meinung zu. ich bin total neidisch auf alle alleinerziehende Mütter die alle 2 Wochenenden frei haben.
    natürlich bin ich froh meinen mann zu haben aber er muss soviel arbeiten das er morgens unsere 3 kinder nicht sieht und kommt heim wenn sie schon schlafen. ich manage immer alles alleine auch an wochenenden, habe nie mal frei oder eine Auszeit. Omas sind nicht mehr da. dazu kommt das alle 2 wochen noch der uneheliche sohn meines Mannes auch noch kommt. ergo nie Pause, mutti fix und alle und sieht dann die glücklichen alleinerziehenden die mal frei haben.

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    1. So geht es mir auch. Ich habe zwar "nur" 2 Kinder, aber Hund, Katze, Hühner, Hof. ...nebenbei selbständig. ..ich bin immer alleine. Da fällt das reflektieren durch andere leider aus. ..

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    2. Ich bin beides, in zweiter Ehe verheiratet mit Kind und 24/7-Mama UND Teilzeit-Mama aus erster Ehe, das verbindet perfekt alle Nachteile: die große Tochter darf ich vermissen und mich unvollständig fühlen und die kleine ist immer da, so dass ich nie durchatmen kann, haha, tolles Leben, grins.

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  3. Ich stelle es mir schrecklich vor... Ein bisschen nachvollziehen kann ich es, weil ich auf der einen Seite total froh bin, wenn Torsten mal die Kinder am we nimmt und gleichzeitig ein schlechtes Gewissen habe, dass ich die Zeit nicht gemeinsam mit Ihnen verbringe...

    Ach fühl dich gedrückt :-*

    Du weißt meine Tür und mein Ohr sind immer auf <3

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  4. Ich kenne das seit mittlerweile 11 Jahren. Mittlerweile freue ich mich manchmal, wenn Fräulein Pubertät für eine Weile entschwindet. Heulen muss ich inzwischen nicht mehr und dank What's App sind wir immer in gutem Kontakt. Aber schön wär's schon, wenn sie einfach da wäre und basta.

    Immerhin, heute hat sie mir (gestern aus den Ferien zurückgekommen) gesagt, dass ich die beste Mama der Welt bin. Mit 13!!! Ich hab' so geschluckt.

    Dir alles Liebe,
    Sophina

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    1. Ja, da weiß das Mamaherz nicht, ob es lachen, oder weinen soll. Ein großes Gefühlschaos, von so kleinen Worten verursacht. :D
      Du machst mir Hoffnung :)

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  5. Sehr interessanter Post. Ich bin eher auf der anderem Seite - Mama des Zwerges und jedes zweite we und in den Ferien noch die zwei Mädels meines Mannes da.
    ein bißchen kann ich den anonymen Kommentar nachempfinden. Ich würde mich auch mal über Freizeit ohne Kind freuen. Nicht nur ein Nachmittag die Woche, wo Zwerg bei Oma ist und ich Sport gebe und schnell mal allein richtig kaufen kann.
    dank whatsapp in der heutigen Zeit ist es echt einfach mit dem Austausch, was man gerade so macht. Sz h mal schnell fragen, in es stimmt, dass die Mädels dies und das bei der Mama aber dürfen.
    genieße die zuckerfreie Zeit - und sei froh, dass ihr das so gut gelöst habt. Und das Verhältnis auch so bleibt.
    grüße sonnenblume

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  6. Deine Gefühle sind doch genau richtig so wie sie sind - du bist von deiner Tochter getrennt und sie ist klein ... das ist nicht schön und auch schmerzhaft, aber fühle dich geborgen in der Sicherheit der guten Beziehung mit dem Vater und lerne die Zeit auch für dich zu genießen - dann kannst du wieder ganz für sie da sein. LG und alles alles Gute für euch alle Ingrid

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    1. Danke für diese guten Worte! ICh bin kurz in Tränen ausgebrochen... Aber ich bin gerade ohnehin ganz nah am Wasser gebaut und es waren dankbare Tränen :-*

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  7. hallo...ja ich kenne das...irgendwie fühl ich mich immer etwas unvollständig wenn die Kinder nicht da sind.ich muss aber auch sagen dass ich die Zeit für mich sehr geniese..fühle mich dann immer um 10 Jahre zurück gebeamt...schlafe lang..treffe mich mit Freunden..gehe tanzen oder essen mit meinem Freund...lg Luise

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    1. Ja, du machst das genau richtig!
      Die Zeit für sich zu genießen ist ja ebenfalls etwas Gutes. Etwas, dass ich noch ein bisschen lernen muss. Aber es wird...

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  8. Ich kann dich sooo gut verstehen! Meine Tochter ist mittlerweile sieben und schläft sehr unregelmäßig bei ihrem Papa. Ich bin in einer neuen glücklichen Beziehung und hab einen 2 jährigen Sohn aber wenn meine Prinzessin nicht da ist, fehlt ein Teil von mir und ich bin total unruhig, das hört erst wieder auf wenn sie wieder bei mir ist. Ich vermisse sie so sehr, wir zwei haben einfach ein so intensives Verhältnis da wir ja doch 3 Jahre allein waren. Sie kennt mich in und auswendig 😊 andere sagen ich soll doch froh sein wenn sie mal nicht da ist, aber ich hab meine Kinder gern um mich ☺ auch wenn ich weiß dass es ihr bei ihrem Papa gut geht.

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  9. Ich kann dich sooo gut verstehen! Meine Tochter ist mittlerweile sieben und schläft sehr unregelmäßig bei ihrem Papa. Ich bin in einer neuen glücklichen Beziehung und hab einen 2 jährigen Sohn aber wenn meine Prinzessin nicht da ist, fehlt ein Teil von mir und ich bin total unruhig, das hört erst wieder auf wenn sie wieder bei mir ist. Ich vermisse sie so sehr, wir zwei haben einfach ein so intensives Verhältnis da wir ja doch 3 Jahre allein waren. Sie kennt mich in und auswendig 😊 andere sagen ich soll doch froh sein wenn sie mal nicht da ist, aber ich hab meine Kinder gern um mich ☺ auch wenn ich weiß dass es ihr bei ihrem Papa gut geht.

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  10. Ich schicke Dir einfach mal ganz viel Kraft und Zuversicht. Alle drei müssen sich an die neue Situation gewöhnen. Und wie Du das schreibst, meistert Ihr das vorbildlich. Ich habe mich bei dem Gedanken "was wäre wenn....."erwischt und sofort stiegen mir die Tränen in die Augen. Keine Ahnung, was wäre wenn!!!!! Ich bin überzeugt, dass jeder von Euch positives aus diesem neuen Lebensmodell ziehen wird. Und natürlich gibt es auch Nachteile, aber die gab es vorher sicherlich auch, oder? Also dicken Knutscha, verdrücke einfach ein tränchen, wenn's raus will und wenn Deine Maus wieder da ist, herzt Du sie und sie hat eine glückliche und ausgeglichene Mami! Liebste Grüße, Sandra

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  11. Fakt ist eine Trennung ist nie schön, aber manchmal einfach nicht vermeidbar. Toll wenn die Großen da alles versuchen es dem Kind so "angenehm" wie möglich zu machen, auch wenn sie selbst traurig und durcheinander sind. Deine Gefühle kann ich gut verstehen und das machen wohl die meisten durch, aus persönlichen Erfahrungen kann ich zwar nicht mitsprechen, aber als Kursleiterin für Baby und Kleinkinderkurse, sowie in einer Grundschule, habe ich zu manchen Mütter ein recht enges Verhältnis, so dass sie manchmal einfach jemanden zum Zuhören brauchen und mir ihre Ängste und Sorgen erzählen. Eine Mama ist nach der Trennung mit ihrer Tochter, ans andere Ende von Dtl. gezogen, weil sie da ihre Familie hat. Bisher kam der Papa sporatisch am Wochenende mal vorbei, aber nun will er sie für eine Woche mit In die"alte" Heimat nehmen und die Mama hat verständlicherweise Angst vor dieser Zeit. Es ist eine schwere Zeit für alle und am sehr man sich bemüht, auch die Kinder leiden,.nicht immer, aber ab und zu. Ihr habt eine tolle Basis geschaffen , es eurem Zuckermädchen so leicht wie möglich zu machen. Und nun wünsche ich euch Kraft, Zuversicht und Geduld.
    LG lässt dir da-Frau Mama;-)

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  12. Oh Linda ich hänge förmlich an deinen Lippen - so toll geschrieben! Ich kann es gut verstehen - auch wenn bei uns alles in geregelten Bahnen läuft. Wir Mamas halt!
    Lg Alex

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  13. Ich finde es immer so wertvoll solche Posts wie deinen gerade zu lesen. Aus der Phase in der ich an Regenbogen pupsende Einhörner glaubte war ich glaube ich schon mit 18 Monaten raus, obwohl, damals hätten die wohl eher Prilblumen gepupst. Was ich sagen will, ist, das es dieses perfekte Leben einfach gar nicht gibt und das andere uns vorgaukeln wir würden alles falsch machen, nur weil es eben anders ist. (Natürlich wünsche ich meine Rüben auch gerne mal weg, aber dann würde ich sie wohl auch vermissen, also warum noch nachbohren wie manche Kommentare? Oder neidisch auf dich sein? was ein Bullshit) Es spricht so unendlich viel Liebe aus deinen Worten und das ist gut und richtig so. Alles ist noch neu, dein Kind klein, auch die Zeiten werden sich ändern und du wirst dich eher daran "gewöhnen". Wichtig ist nur, dass du weißt es geht ihr gut und du kannst Vertrauen. Alles andere kommt mit der Zeit. Ich drück Dich mal virtuell

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  14. Du hast das super beschrieben. Mir geht es oft schon so, wenn Vater und Sohn mal einen Vormittag alleine im Schwimmbad sind. ;-) Und ich würde mich auch auf gar keinen Fall als Glucke beschreiben. Aber Zeit für sich zu haben ist auch sehr wertvoll.
    Und ich finde es ganz toll, dass trotz Trennung eine vertrauensvolle und freundliche Stimmung bei Euch herrscht. Das ist keineswegs selbstverständlich.
    Liebe Grüße, Laura

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